Zei­tungs­be­rich­te von 1921, 1935 und 1938 (RRZ, 07.12.1921, Nr. 516, S. 3; Ebd., 05.09.1935, Nr. 245, S. 6; DGA, 16.02.1938, Nr. 46, S. 8)

Als die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ab 1933 alle so­zia­len Be­rei­che für ihre Dik­ta­tur zu er­fas­sen such­ten, sah auch der Fuß­ball eine „Gleich­schal­tung“, also Aus­rich­tung am Füh­rer­prin­zip und „sys­te­ma­ti­sche Ver­trei­bung von Juden und Re­gi­me­geg­nern“, wie das Buch „Im Re­vier der Ze­bras“ for­mu­liert.„Zwangs­fu­sio­nen“ ge­ba­ren neue „Groß­ver­ei­ne“ und man för­der­te den Be­triebss­port stark, der „ein ge­ho­be­nes Maß an Kon­trol­le“ bot. Die seit 1924 als „TuS­po“ auf­tre­ten­den Huck­in­ger ver­ei­nig­ten sich 1933 so mit einem (heute ver­ges­se­nen) „VfL. Dbg.-Süd“, TuRa bil­de­te 1935 mit einem Kraft­sport- und einem Ten­nis­club den VfL Hüt­ten­heim, der drei Jahre spä­ter Teil der neuen Be­triebss­port­ge­mein­schaft des Röh­ren­wer­kes wurde, wo viele Mit­glie­der ar­bei­te­ten. Die „Wett­kampf­ge­mein­schaft (WKG) Man­nes­mann“ schloss dabei auch TuSpo ein, so die Fest­schrift zum 100­jäh­ri­gen Be­ste­hen. Es folg­te die er­folg­reichs­te Zeit des Fuß­balls in bei­den Stadt­tei­len –gleich 1939 stieg man in die Be­zirks­klas­se, die zwei­te Liga auf. Dort traf man auch den MSV, der NS-Dik­ta­tur und Welt­krieg als meist mit­tel­mä­ßi­ger Zweit­li­gist er­leb­te.

Vor­dem ers­ten Tref­fen am 17.12.1939 in Hüt­ten­heim be­leg­ten die „Man­nes­män­ner“ den 6. Platz, der Spiel­ver­ein folg­te punkt­gleich. Vor laut Ge­ne­ral-An­zei­ger (DGA) „zahl­rei­chen Zuschau­ern“ tra­fen die Haus­her­ren be­reits in der 5. Mi­nu­te, doch wur­den die Ze­bras immer bes­ser. Der Aus­gleich fiel aber „erst Mitte der zwei­ten Hälf­te“ nach einem „fei­nen Kom­bi­na­ti­ons­zug“. Aus Sicht der RRZ wurde Man­nes­mann noch ein Han­delf­me­ter ver­wei­gert, und so blieb es beim Remis – das dem An­zei­ger „in Ord­nung“ schi­en, denn „spie­le­risch hiel­ten sich beide Mann­schaf­ten die Waage“. In der Rück­run­de kas­sier­te der ta­bel­la­risch klar bes­ser po­si­tio­nier­te MSV gegen Hüt­ten­hei­mer „in bes­ter Form“ je­doch eine gemäß DGA über­ra­schen­de, „saf­ti­ge Ab­fuhr“ und ging an „ei­nem ra­ben­schwar­zen Tag“ im März 1940 zu­hau­se 0:10 (0:4) unter. Man hatte „auf der gan­zen Linie ver­sagt“ und schon nach zehn Mi­nu­ten drei Tore kas­siert, der Gast indes zeig­te mit den Wor­ten der RRZ „fa­mo­se Leis­tun­gen“. Die Klat­sche für Mei­de­rich blieb aber ein Aus­rut­scher, die Spiel­zeit en­de­te als Li­ga­drit­ter, für die WKG im Mit­tel­feld.  

Rhein-und Ruhr­zei­tung zu den Be­geg­nun­gen 1939/40 (18.12.1939, Nr. 346, S.3;04.03.1940, Nr. 63, S. 3)

Im Sep­tem­ber 1940 trenn­te man sich nach einer laut RRZ „un­ge­mein har­ten Aus­ein­an­der­set­zung“ und „grund­ver­schie­de­nen Halb­zei­ten“ in Hüt­ten­heim 2:2:Er­spiel­te Mei­de­rich zu­nächst „eine klare Feld­über­le­gen­heit“ und traf in der 20. sowie 40. Mi­nu­te, mach­te Klas­sen­pri­mus Man­nes­mann nach 60 sowie 75 Mi­nu­ten zwei Tore. Dem DGA er­schi­en das Re­sul­tat letzt­lich „dem Spiel­ver­lauf ent­spre­chend“. In der Rück­run­de bil­de­te das Tref­fen ein ech­tes Spit­zen­spiel: Der MSV führ­te die Ta­bel­le mit 21 Punk­ten an, es folg­ten Duis­burg 1900 mit 20 und Man­nes­mann mit 19. Laut Ge­ne­ral-An­zei­ger war die Par­tie er­neut „über Ge­bühr hart“, wobei der MSV „nach 10 Mi­nu­ten“ und der Gast­ge­ber spä­ter eben­so einen Platz­ver­weis er­hiel­ten. Ob­wohl sie bis zur Pause zwei Tref­fer kas­sier­ten, konn­ten die Ze­bras „in ihrem kämp­fe­ri­schen Ein­satz nicht über­trof­fen wer­den“ und mach­ten in der 2. Hälf­te den An­schluss, so­dass der Aus­gang ohne lange Un­ter­zahl und das Ei­gen­tor zum 0:2 „zu­min­dest zwei­fel­haft“ er­schie­nen wäre. Die Ta­bel­len­füh­rung über­nahm ‚1900‘. Am Sai­son­en­de 1940/41 ver­pass­te Man­nes­mann als Staf­fel­sie­ger schließ­lich nur knapp den Gau­li­ga-Auf­stieg, der MSV holte den vier­ten Platz. 

Be­rich­te­des Ge­ne­ral-An­zei­gers 1940/41 (16.09.1940, Nr. 256, S. 5; 27.01.1941,Nr. 27, S. 4) 

1941/42 spiel­ten dritt­plat­zier­te Ze­bras Ende No­vem­ber bei der auf dem fünf­ten Rang lie­gen­den WKG in einer „span­nend und ab­wechs­lungs­reich“ ver­lau­fen­den Par­tie 4:4, was „eine große Über­ra­schung“ bil­de­te. Zur Pause stand es 2:2, dann er­reich­te Hüt­ten­heim einen Vor­sprung von 4:2, der „kurz vor Schluss“ aber er­neut ega­li­siert wurde. Inder Rück­run­de sieg­te der Spiel­ver­ein da­heim im Mai 1942 si­cher 3:1.In der Fol­ge­sai­son über­roll­te er die Wett­kampf­ge­mein­schaft im No­vem­ber 1942 mit 10:1 (4:1), bevor diese zum Jah­res­en­de wie­der zum VfL Hüt­ten­heim wurde. Die Chro­nik der SG mel­det, der Be­triebss­port­ge­mein­schaft sei die Ju­gend­ar­beit un­ter­sagt wor­den, was den Austritt nötig ge­macht habe – hatte die Po­li­tik der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten den lo­ka­len Fuß­ball ab 1938 rein sport­lich ge­stärkt, führ­ten Ver­schie­bun­gen im Kampf ver­schie­de­ner In­sti­tu­tio­nen des Re­gi­mes um Ein­fluss im Sport nun zum Ab­stieg als ab­ge­schla­ge­ner Letz­ter im Som­mer 1943. Das Heim­spiel gegen Mei­de­rich im März, das beide Teams er­satz­ge­schwächt sah, ge­wann der „Ze­bra­nach­wuchs“ dabei „über­le­gen“ 3:0.


Spiel­be­rich­te von No­vem­ber 1941 sowie März 1943(DGA, 24.11.1941, Nr. 325, S. 3; 08.03.1943, Nr. 67, S. 3)

So en­de­ten die Li­ga­be­geg­nun­gen bei­der Verei­nen nach nur vier Jah­ren be­reits wie­der – und die Erin­ne­rung an diese Zu­sam­men­tref­fen scheint mit den sie um­ge­be­nen, äu­ßerst dunklen Zei­ten­ver­gan­gen zu sein. Ab 1945 ging man wie be­kannt sehr un­ter­schied­li­che Wege. 1970 gas­tier­te der MSV als Bun­des­li­gist schließ­lich ein wei­te­res Mal beim vier Jahre zuvor in „VfL Duis­burg-Süd“ um­ge­tauf­ten alten Be­kann­ten aus Hüt­ten­heim und ob­sieg­te mit 9:1 – selbst­ver­ständ­lich in einem Freund­schaftss­piel. Die­ser kurze Rück­blick hat aber hof­fent­lich zei­gen kön­nen, dass die heu­ti­ge Paa­rung im Li­ga­be­trieb doch ein klein wenig Tra­di­ti­on in sich birgt.

Alle Par­ti­en gegen die ers­ten Mann­schaft des MSV im Über­blick:

17.12.1939 WKG Man­nes­mann – Mei­de­ri­cher Spiel­ver­ein 1:1 (1:0) Be­zirks­klas­se (II.)

03.03.1940 Mei­de­ri­cher Spiel­ver­ein – WKG Man­nes­mann 0:10 (0:4) Be­zirks­klas­se (II.)

15.09.1940 WKG Man­nes­mann – Mei­de­ri­cher Spiel­ver­ein 2:2 (0:2) 1. Klas­se (II.)

26.01.1941 Mei­de­ri­cher Spiel­ver­ein – WKG Man­nes­mann 1:2 (0:2) 1. Klas­se (II.)

23.11.1941 WKG Man­nes­mann – Mei­de­ri­cher Spiel­ver­ein 4:4 (2:2) 1. Klas­se (II.)

24.05.1942 Mei­de­ri­cher Spiel­ver­ein – WKG Man­nes­mann 3:1 1. Klas­se (II.)

15.11.1942 Mei­de­ri­cher Spiel­ver­ein – WKG Man­nes­mann 10:1 (4:1) 1. Klas­se (II.)

07.03.1943 VfL Hüt­ten­heim – Mei­de­ri­cher Spiel­ver­ein 0:3 (0:2) 1. Klas­se (II.)

01.10.1974 VfL Duis­burg-Süd – MSV Duis­burg 1:9 (0:6) Freund­schaftss­piel


Quel­len: Archiv des MSV Mu­se­um e. V. // Platz­wei­he in Ehin­gen-Hüt­ten­heim, in: RRZ, 03.12.1921, Nr. 511, S. 3;Ehin­gen-Hüt­ten­heim, Ebd., 07.12.1921, Nr. 516, S. 3; Der T.-V. Huck­in­gen aus sei­nem Schlaf er­wacht, in: DGA, 11.07.1924, Nr. 250, S.5; Neue Sport­platz­an­la­ge in Hüt­ten­heim, Ebd., 12.02.1930, Nr. 72, S.4; Der Turn- und Sport­ver­ein Huck­in­gen, in: DGA, 20.09.1933, Nr. 259,S. 14; Große Ziele des VfL. Hüt­ten­heim, in: RRZ, 05.09.1935, Nr.245, S. 6; Wkgm Man­nes­mann in Duis­burg, in: DGA, 16.02.1938, Nr. 46,S. 8; Be­zirks­klas­sen­rei­fe für Man­nes­mann, Ebd., 15.05.1939, Nr. 132, S. 9; Spit­zen­grup­pe er­neut vor Be­wäh­rungs­pro­be, Ebd., 16.12.1939, Nr. 345, S. 4; Die er­war­te­te Punk­te­tei­lung, Ebd., 18.12.1939, Nr. 347, S. 5; Man­nes­mann– Mei­de­ri­cher SpV. 1:1 (1:0), in: RRZ, 18.12.1939, Nr. 346, S. 3;Saf­ti­geAb­fuhr für den Mei­de­ri­cher Spiel­ver­ein, in: DGA, 04.03.1940, Nr. 64,S. 3; Was war da in Mei­de­rich los?, in: RRZ, 04.03.1940, Nr. 63, S.3; th.: Bei Man­nes­mann un­ent­schie­den, Ebd., 16.09.1940, Nr. 255, S.3; Dem Spiel­ver­lauf ent­spre­chend, in: DGA, 16.09.1940, Nr. 256, S. 5; Über Ge­bühr hart, Ebd., 27.01.1941, Nr. 27, S. 4; Schafft Hol­ten es noch?, Ebd., 28.07.1941, Nr. 206, S. 4; Mei­de­rich muss Punkt ab­ge­ben, Ebd., 24.11.1941, Nr. 325, S. 3; „Ze­bra­nach­wuchs“ schaff­te es, Ebd., 08.03.1943, Nr. 67, S. 3 // Von Roden, Gün­ter: Ge­schich­te der Stadt Duis­burg. Band 2: Die Orts­tei­le von den An­fän­gen. Die Ge­samt­stadt seit 1905. 2Duis­bur­g1979; Luh, An­dre­as (2008): Fuß­ball im Fir­men- und Be­hör­den­sport, in: Peif­fer, Lo­renz/Schul­ze-Mar­me­ling, Diet­rich (Hrsg.): Ha­ken­kreuz und run­des Leder. Fuß­ball im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus. Hil­des­heim: Verl.Die Werk­statt, S. 153-165; Be­cker, Frank/Schä­fer, Ralf (Hrsg.)(2016): Sport und Na­tio­nal­so­zia­lis­mus. Hil­des­heim: Wall­stein; Dem­bow­ski, Gerd/Pie­sc­zek, Dirk/Rie­de­rer, Jörg: Im Re­vier der Ze­bras. Die Ge­schich­te des MSV Duis­burg. Göt­tin­gen 2001; 50 Jahre VfL Duis­burg-Hüt­ten­heim. 20. Juni bis 28. Juni 1970. [Duis­burg 1970];100Jah­re TuSpo Huck­in­gen. Aus der Ver­gan­gen­heit in die Zu­kunft![Duis­burg 1998]; [Mron­ga, Mario]: Ge­schich­te: VfL Duis­burg Süd 1920e.V., in: SG-Duis­burg-Sued.de, o. D.,www.sg-duis­burg-sued.de/ge­schich­te/vfl-duis­burg-süd-1920-e-v.

Autor:Mar­tin Bla­si­us (Stand: 20.03.2024).