1910 bis 1919
Die 1910er begannen für die blau-weißen Meidericher mit dem Aufstieg in die A-Klasse, schon 1914 wurden sie dann Meister dieser Liga. Über die folgenden vier Jahre ließ der Erste Weltkrieg jedoch nur einen Spielbetrieb auf Bezirksebene zu und brachte dem MSV zahlreiche Einberufungen und eine hohe Zahl gefallener Mitglieder. Gleichzeitig bildete die Heranführung vieler Soldaten an das Spiel innerhalb der Armee aber einen wichtigen Beitrag zur weiteren Ausbreitung des Fußballs. Die Zebras konnten währenddessen 1915 den Kriegspokal im „Ruhrkreis“ gewinnen, vor allem aber traten sie ab 1914 erstmals in der obersten Spielklasse an, wobei es auch nach dem Krieg blieb.

Union Hamborn und die Zebras: Episoden einer geteilten Geschichte (1915–1932)
Erster Weltkrieg: Die frühesten bekannten Begegnungen 1915
Von festlichen Anlässen abgesehen, scheinen Begegnungen zwischen Union und MSV heute eher unwahrscheinlich – doch vor etwa einem Jahrhundert war das noch anders: „Jonier“ und Zebras spielten in der höchsten (regionalen) Klasse und in den 1920ern oft in einer Staffel. An einige Kräftemessen soll hier aus Anlass des Jubiläums des MTV Union und heutigen Spiels erinnert werden. Da die Presseanfangs lückenhaft berichtete, liegt das früheste Treffen dabei im Dunkeln, erste bekannte Freundschaftsspiele endeten im April 1915 aber 3:2 für die Zebras und 2:1 für die Hamborner. Anfang Juni zog der MSV im westdeutschen Kriegspokal per 3:2 über Union ins regionale Halbfinale ein (und wurde Pokalsieger des Ruhrgebiets). Der Weltkrieg brachte auch Begegnungen im Ligabetrieb – ab 1915 in der Kriegsliga, die Union 1917 gewann, während der MSV im Mittelfeld landete. Dass man aber nicht dauerhaft am Spielverein vorbeizog, sollten die 1920er zeigen.
Quellen: Rhein-und Ruhrzeitung (RRZ), 06.04.1915, Nr. 174, S. 2; RRZ, 26.04.1915,Nr. 211, S. 2; Duisburger General-Anzeiger (DGA), 07.06.1915, S. 5.
Vor (beinahe) 100 Jahren: Das Gauligaspiel im Oktober 1922
Die junge Weimarer Republik prägten 1922 noch Kriegsfolgen und wirtschaftliche Not, Duisburg war von Franzosen und Belgiern besetzt. Die Meidericher (als „Turn- und Spielverein“) und die Hamborner stiegen im Frühjahr indes jeweils in die erstklassige Gauliga auf, die nun über 2 Jahre lief. Vor der Partie am 4. Spieltag waren Preußen Duisburg Liga-Primus, Union 3., die Blau-Weißen mit erst einer Partie 11. Am 15.10. vor 6000 Besuchern traf in Meiderich der heimische „Rechtsaußen“ in der 12. und 30. Minute, wie der Duisburger General-Anzeiger (DGA) schrieb. Die Hamborner Volks-Zeitung (HVZ) sah beim 1:0 „einen scharfen Schuss in die linke Ecke“. Versteeg gelang „nach der Pause“ das 3:0, worauf die Zebras nachließen und Union drückte, bis derselbe Akteur nach „Flanke von links“ per Kopf erneut traf. Beim 4:0 blieb es – und die Rhein- und Ruhrzeitung (RRZ) war „geradezu überrascht von der ,,Überlegenheit“ gegen „spielstarke“ Gäste: „Dem wunderbaren Angriffsspiel waren“ sie „nicht gewachsen“. Meiderich sprang so auf den 5. Platz, Union blieb 3. Am Ende der Doppelsaison würden 1924 aber die Zebras den 4. Platz belegen, die Hamborner den 10.
Quellen:RRZ,13.10.1922, Nr. 432, S. 3; DGA, 16.10.1922, Nr. 283, S. 2; Hamborner Volks-Zeitung (HVZ),16.10.1922, Nr. 278, S. 2f.; RRZ, 16.10.1922, Nr. 435, S. 2.
Acht Tore auf „schlammigem Grunde“: Das Ligaspiel in Hamborn im November 1926
Von 1924 bis 1929 sah die Weimarer Republik ihre stabilste, „goldene“ Phase, während Spielverein und Union 1924/26 erneut Vierter sowie Zehnter der Gauliga wurden. 1926/27 lief diese wieder einjährig (und zweigleisig), im 7. Spiel empfing die viertplatzierte Union den Zweiten MSV – und es wurde laut General-Anzeiger „wirklich kein alltäglicher Kampf“: „3000 Zuschauer schrien, tobten“, es ertönte „hier und da der Ton eines Blasinstruments“, die Schlussphase war „ein Erlebnis“. Auf liefen nebenstehende Teams (da Meiderichs Torwart fehlte, stand zunächst Peters im Gehäuse, bis „A. H.–Hüter Thomas“ eintraf). Bereits in der 4. Minute ging Union auf „schlammigem Grunde“ in Front, als Conrads einen Rückpass abfing und Liebchen I einschoss. In der 7. Minute erspielte Rütters (laut RRZ Kremer, laut Volks-Zeitung beide) den Ausgleich, in der 41. traf der abseitsverdächtige Schiering zum 1:2. Nach der Pause bekam der MSV „gewaltig das Oberwasser“: Kremer machte das 1:3, dann ließ Reitz einen Schuss „wieder aus dem Arm gleiten“ und Versteeg II schob ein. Als der Keeper „unmittelbar darauf“ eine Flanke verpasste, machte Versteeg I das 1:5. Jetzt „setzten die Hamborner zum Endspurt“ an und kamen durch Kipper sowie Felle noch zu 2 Treffern, ein 3. wurde „wegen Abseits“ aberkannt. DGA und HVZ beurteilten den Sieg der Zebras als angemessen, der Anzeiger sah die Verantwortung aber „nur“ bei Reitz. „Glänzend“ sei allerdings auch allgemein nur „das finish“ gewesen – das zu spät kam. Beide Clubs hielten so ihre Tabellenplätze, am Ende würde der MSV hinter Duisburg 08 Vizemeister der Gruppe B und Union Fünfter werden.
Quellen:RRZ,15.11.1926, Nr. 532, S. 5; DGA, 15.11.1926, Nr. 533, S. 5; HVZ,15.11.1926, Nr. 314, S. 3; DGA, 17.11.1926, Nr. 535, S. 1.
Um Gruppenmeisterschaft und Sonderklasse: Union gegen den MSV am 24.03.1929
Ab Oktober 1929 sollte die Weltwirtschaftskrise massive Folgen auch für Deutschland bringen, als Union im März zum Saisonende den MSV empfing, schien die Welt aber noch „in Ordnung“. Es ging es um Entscheidendes – „auf der einen Seite die Gruppenmeisterschaft, auf der anderen Seite die Möglichkeit des Aufstieges zur Sonderklasse“, so die RRZ (am Niederrhein entstand wieder ein eingleisiges Oberhaus). „5000“ sahen ein Spiel voll „Hochspannung“, das die Zebras „verdient“ 4:2 gewannen: Nach1:1 zur Pause „verschob sich der spielerische Schwerpunkt zu Gunsten der Meidericher nicht unbedeutend“. Die Höhe entsprach laut General-Anzeiger aber „nicht ganz dem Spielverlauf“, auch die HVZ sah die Zebras „knapp“ vorn. Der DGA befand das Spiel zudem für „unnötig hart“, was auch am schwachen Referee gelegen habe (um den es erst Verwirrung gab, da zwei Unparteiische erschienen).
Nach 20 Minuten machte Conrad I das 1:0 für Union, das Kremer in der 40. per Handelfmeter ausglich. Kurz darauf vergab Versteeg einen 2.Strafstoß. Per Kopf machte Lange in der bereits 80. Minute endlich das 1:2, dem Buschmann 5 Minuten später das 1:4 folgen ließ. Das „kurz vor Schluß“ von Conrad I markierte 2:4 bildete auch den Endstand. Während Union als Fünfter die neue Sonderklasse verpasste und so „abstieg“, sicherte sich der MSV den Gruppensieg, womit (laut Anzeiger) „endlich der große Wurf gelungen“ war: In der Folge wurden die Zebras zum ersten Mal Niederrheinmeister, nahmen an der Endrunde der Westdeutschen Meisterschaft teil und wurden gleich Vizemeister. Damit kamen sie auch zur ersten Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft.
Quellen:DGA,23.03.1929, Nr. 140, S. 5; RRZ, 25.03.1929, Nr. 142, S. 6; DGA,25.03.1929, Nr. 143, S. 11; HVZ, 25.03.1929, Nr. 84, S. 5; DGA,26.03.1929, Nr. 145, S. 1.
30 Jahre Union, 30 Jahre MSV: Das Jubiläumsspiel im Mai 1932
Die frühen 1930er waren geprägt von der Weltwirtschaftskrise und dem Niedergang der parlamentarischen Demokratie. Der Spielverein stand 1931 und 1932 als Niederrheinmeister indes erneut in der westdeutschen sowie im ersten Jahr der Deutschen Endrunde, während Union teils zweitklassig antrat. Im Mai 1932 (man spielte in separaten Erstligastaffeln) bot das 30-jährige Vereinsjubiläum der Hamborner aber Grund zum Feiern, und der MSV stand laut General-Anzeiger mit „im Mittelpunkt“: Am 23.05.1932 empfingen die Hamborner „an der Warbruckstraße“ den Bezirkschampion – der mit den Worten der RRZ „ebenfalls dreißig Jahre der Pflege der Leibesübungen sich widmete. Ein schönes Zeichen treuer Sportverbundenheit …“ In einer „außerordentlich kampfbetonten Partie“ kam Union knapp vor der Pause „durch eine rasante Halbflanke des Linksaußen“ zum 1:0 und fast zu einem weiteren Tor.„Wolkenbruchartiger Regen“ führte nach 50 Minuten aber zum Abbruch, was „der außergewöhnlich große Besuch“ zunächst „nicht sehr sympathisch aufnahm“ – das Spiel „war eben kämpferisch mit Spannung so sehr geladen“. Die Führung der „Jonier“ schien dabei überraschend, aber verdient, der DGA lobte ihren „bewundernswerten Eifer“ ebenso. Ab 1934 würde Union (mit Unterbrechungen) drei Jahre in der erneuerten Gauliga spielen, indes die 1932 trotz Niederlage noch stärkeren Zebras die gesamte NS-Zeit Zweitligist bleiben sollten.
Quellen:DGA,22.05.1932, Nr. 139, S. 12; RRZ, 24.05.1932, Nr. 236, S. 7; DGA,25.05.1932, Nr. 142, S. 6; RRZ, 25.05.1932, Nr. 238, S. 7.
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