16.05.1998: Pokalfinale in Berlin. Der geklaute Pokal!!
von Malte Henkevoß
16.05.1998 FC Bayern München - MSV Duisburg 2:1
Manchmal enden selbst die erfolgreichsten Saisons mit einer bitteren Niederlage. Das DFB-Pokalfinale 2011 gehört für mich persönlich definitiv in diese Kategorie. Eine fantastische Pokalsaison gespielt und im Finale fehlte quasi eine ganze Mannschaft schwer verletzt.
Ich war an diesem Tag im Berliner Olympiastadion und habe durch einen gemeinsamen Bekannten Julian Koch treffen dürfen, der sich ein paar Wochen vorher derart schlimm verletzte, dass er nie wieder ganz der Alte war.
Der Unterschied zwischen den Pokalfinals von 2011 und dem von 1998 ist, dass vor neun Jahren von Anfang an klar war, wo es hin gehen würde. Nach 22 Minuten führte Schalke bereits mit 2:0, zur Halbzeit mit 3:0. Die Rumpftruppe unserer Zebras hatte keine Chance.
Das war 1998 anders.
Erneut war der MSV als Außenseiter nach Berlin gereist. Ihm gegenüber stand der FC Bayern, welcher nach dem verpassten Titel gegen Aufsteiger Kaiserslautern (siehe Bericht der letzten Woche) etwas gutzumachen hatte. In sämtlichen Berichten, Videos und Erzählungen, die ich jemals über dieses Finale gelesen, gesehen oder gehört habe, kam immer wieder ein Thema auf.
Es war ein Spiel zweier vollkommen unterschiedlicher Halbzeiten. Die erste Halbzeit war absolut in blau-weisser Zebra-Hand. Die Duisburger stellten die Bayern vor unlösbare Rätsel und gingen absolut verdient früh in Führung. Bachirou Salou gewann das Sprintduell gegen Lothar Matthäus und schloss zum ersten Treffer der Partie ab.
Der Jubel aus der Duisburger Kurve kannte keine Grenzen. Die Leistung der Zebras beeindruckte nicht nur die Münchner, auch neutrale Zuschauer waren begeistert vom Spiel des MSV. Münchens Trainer Trapattoni, heute eher durch die "Ich habe fertig"-Rede bekannt, wechselte bereits nach einer guten halben Stunde zweimal.
Die bayerische Gegenoffensive konnte allerdings erst nach dem Pausentee Fuß fassen, dafür aber umso stärker. Sie rannten unaufhörlich auf das Duisburger Tor an und kamen in der 70. Minute durch Markus Babbel zum 1:1-Ausgleich.
Und als sich bereits alle Zuschauer auf eine anstehende Verlängerung einstellten, kam der allseits bekannte "Bayerndusel" zum Tragen. Nach 89. Minuten war es Mario Basler, der per direktem Freistoß die Hoffnungen aller Meidericher zerschoss.
Dieser Moment, dieses So-kurz-davor-Sein, dieser Schmerz.
Darunter vorbeilaufen, wenn andere den Pokal hochhalten dürfen.
"Wir sind Zebras, super Zebras,
keiner mag uns, scheißegal!"
MSV-Fans kennen dieses Lied und wissen, was es bedeutet.
Doch es schweißt uns auch zusammen, besonders in schwierigen Zeiten.
Ob 1998, ob 2011 oder ob 2020:
Wir sind Zebras!
MSV Museum e.V.
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