06. März 1932:
Schneeschlacht um den Gruppensieg in Meiderich
Schneeschlacht um den Gruppensieg in Meiderich
von Tobias Pitsch
Schneespiele waren in Zeiten vor Rasenheizung keine Seltenheit. So blicken wir zurück auf die Saison 1931/32, genauer auf ein Spiel, das der Duisburger Generalanzeiger (DGA) als „Schneeschlacht in Meiderich“ betitelte. Zu Gast an der Westender Straße war die Spielvereinigung Oberhausen, heute besser bekannt als Rot-Weiß und schon damals mit dem Beinamen „Kleeblätter“. Es war der letzte Spieltag und die Meidericher würden mit einem Sieg den Gewinn der Gruppe A der Sonderklasse im Bezirk Niederrhein klar machen.
„Man muß sich wundern, daß bei diesem, gelinde gesagt, S..wetter [sic!] noch stark 5000 Zuschauer die Hauptkampfbahn des MSV. umsäumten,“ hieß es in dem Artikel des DGA. Aus anfänglichem Regen wurde mit der Zeit Schneefall, so dass „schließlich […] der ganze Platz einschließlich der Fünftausend unter einer Schneedecke [lagen], über die man sich in ‚Winterberg‘ bestimmt sehr gefreut haben würde,“ so weiter in dem Artikel. Erschwerend kam für die Zuschauer dazu, dass sie teilweise nicht sehen konnten was auf dem Platz passierte. Dafür war der Schneefall zu dicht. Dennoch war der „Titanenkampf“, wie die Rhein- und Ruhrzeitung (RRZ) schrieb, für die Zuschauer lohnenswert und „ließ an Spannung bestimmt nichts zu wünschen übrig“, wie der DGA schrieb.
Auch die Geschehnisse auf dem Platz blieben vom Wetter nicht unbeeinflusst. Technisch anspruchsvoller Fußball war unter den Bedingungen unmöglich und so traf die Beschreibung „Kampf“ den Kern der Sache. Dieser Kampf begann kurios. Wintzecks 1:0 für die Kleeblätter wurde vom Schiedsrichter nicht gegeben, da der Ball durch ein Loch im Tornetz wieder aus dem Tor herausrollte. Trotz dieser frustrierenden Fehlentscheidung des Schiedsrichters, DGA und RRZ sind sich dabei einig, spielten die Gäste aus Oberhausen weiter nach vorne. In der 19. Spielminute belohnten sie sich durch Heidkamp mit dem Führungstreffer. Wenig später gab es Freistoß auf der anderen Seite, für den MSV. Die Gäste konnten den Ball nicht klären, und so sorgte Jansen für den Ausgleich. Nun waren die Zebras am Drücker. Nur kurz nach dem Ausgleich konnten die Hausherren in Führung gehen. Krämer gewann den Ball in einem Zweikampf und leitete diesen zu Spiering weiter, der mit einem „Spitzenschuss“ das 2:1 erzielte. Noch vor der Pause traf wieder ein Meidericher das Tor, jedoch das falsche. Beim Versuch einen Schuss von Heitkamp (DGA und RRZ sind sich bei der Schreibweise uneinig) zu blocken, fälschte Klein den Ball unhaltbar für Schreiber, den Torwart der Zebras, ab. Mit diesem Spielstand von 2:2 ging es nach einer wechselhaften Halbzeit zum Pausentee.
Wie die Bilder zeigen war der Pausentee, angesichts dieser Wetterbedingungen, bitter nötig. Vom Rasen ist auf den Bildern wenig zu sehen, vielmehr erinnern die Bilder an Wintersport, als an Fußball. Gut zu erkennen sind die schon damals quergestreiften Trikots unserer Zebras.
Zurück aus der wärmenden Kabine machte der MSV mehr Druck. Und das mussten sie auch. Der Vorsprung vor dem Tabellenzweiten vom VfvB Ruhrort betrug nur einen Punkt. Würde es bei dem Pausenstand von 2:2 bleiben, müssten die Zebras auf Schützenhilfe von Duisburg 1900 hoffen. Jedoch führten zur Pause die Ruhrorter mit 2:1, wodurch sie, aufgrund des besseren Torverhältnisses, in der Blitztabelle Gruppensieger waren. Damals gab es für einen Sieg noch 2 und nicht wie heute 3 Punkte, wodurch die beiden Mannschaften punktgleich wären.
Nun „kämpften [die Zebras] erbittert um jeden Zentimeter Boden, den Oberhausen zähe verteidigt“, wie der DGA schrieb. Beide Mannschaften kamen zu Chancen, in den ersten 15 Minuten verstärkt die Gäste aus Oberhausen. Nachdem die Zebras diese Drangphase der Kleeblätter ohne Gegentor überstanden hatten, wurden sie selbst aktiver. Und dies sollte sich auszahlen. Über den 3:2 Führungstreffer der Meidericher gibt es unterschiedliche Schilderungen, jedoch sind sich DGA und RRZ einig, dass das Tor aus einem Gedränge vor dem Oberhausener Tor fiel. Wie es zu dem Gedränge kam und wer der Torschütze war lässt sich nicht eindeutig klären. In die engere Auswahl für den Torschützen kommen „wahrscheinlich […] Kempermann“ (DGA) und Schmitz (RRZ). Bis zum Abpfiff blieb es ein hartes Spiel, bei dem der Schiedsrichter immer wieder eingreifen musste. Schließlich wurde ein Oberhausener des Feldes verwiesen, was von der RRZ als „unnötige Geste des Unparteiischen“ bezeichnet wurde. In der negativen Beurteilung des Schiedsrichters waren sich beide Zeitungen einig. Am Ende gewannen die Zebras mit 3:2 und sicherten sich so den Gruppensieg mit einem Punkt Vorsprung. Der am Ende deutliche 5:1 Auswärtssieg brachte dem VfvB Ruhrort dadurch nichts. Nun ging es für den MSV gegen den Duisburger FV 08 um den Meistertitel im Bezirk Niederrhein.
Quellen:
- Eckner, O. G.: Die Schneeschlacht in Meiderich, in: Duisburger Generalanzeiger (07. März 1932), Nr. 66, 5. Beilage.
- Die Entscheidung ist gefallen. Der Meidericher Sp.V. Meister, in: Rhein- und Ruhrzeitung (07. März 1932), Nr. 111, S. 6.
Stand: 19.03.2021
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